Modi des Sehens und Bildens: Einführende Ringvorlesung in die Kunstpädagogik | Visuelle Bildung V
9. April 2021
Wir sehen nicht erst etwas, wenn wir einen Gegenstand anschauen. Das Sehen reicht von diffusen mäandernden Orientierungsleistungen zwischen Licht und Schatten über leibliche Ausrichtungen unserer Aufmerksamkeit durch Medien hin zu mentalen Bildern in Träumen, Vorstellungen, Einbildungen und Visionen. Die unterschiedlichen Weisen des Sehens und Gestaltbildens gehen nicht im Wiedererkennbaren, nicht einmal im optisch Wahrnehmbaren auf. Ebenso, wie wir beim Sprechen die Stimme modulieren, indem wir sie heben und senken, Lautstärke, Klang und Rhythmik verändern, modulieren wir beim Sehen das Blickfeld, indem wie den Blick schweifen lassen oder fokussieren, Aspekte herausheben, Relationen und Assoziationen herstellen, Latentes zur Erscheinung bringen und daraus Sinn generieren. Die vielfältigen Prozesse visueller Modulation hängen mit dem Bildlichen zusammen, ohne mit ihm jedoch deckungsgleich zu sein. Bilder machen nicht nur in einem einfachen Sinne etwas sichtbar, was zuvor schon da war. Vielmehr verschieben sie Aufmerksamkeiten und Sehbegehren und bilden neue Ordnungen und Erkenntnisse erst heraus. Aber wie können wir uns unterschiedlichen Modi und Techniken des Sehens und Bildens annähern, wenn sie flüchtig und unbewusst verlaufen? Wie hängen Weisen des Sehens mit dem Medialen zusammen? Wie sind intermediale Anschlüsse und Übergänge zu denken? Was geschieht im Prozess des Sehens und Einbildens zwischen uns und den Bildern? Wie formieren Bildlichkeit und Visualität uns und unser Miteinander? Inwiefern interagieren unterschiedliche Bildeinheiten untereinander und mit uns? Sind sie austauschbar und veränderbar? Welche Kombinatorik ermöglicht welche Sicht und erzeugt welche Wirkung? Wie lassen sich Bildgrenzen verändern und verschieben? Wie lässt sich eine Bildung durch Bilder jenseits und inmitten der kulturellen und medientechnischen Programmierung denken?
15.04.21: Jasmin Böschen, Prof. Dr. Andrea Sabisch, Lukas Sonnemann, Universität Hamburg: »Einführung.«
29.04.21: Prof. Dr. Sophia Prinz, HIAS Hamburg: »Instagrammable. Die Welt, das Ich und digitale Filter.«
20.05.21: Katja Lell, Universität zu Köln: »How do I look? Queere Blicke und Körper im Seminarraum.«
27.05.21: Prof. Dr. Michael Lüthy, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: »Was heißt ein Kunstwerk sehen? Antworten im Anschluss an Wittgensteins Aspekt-Theorie.«
10.06.21: Dr. Stefanie Johns, Universität der Künste Berlin: »Blickbegehren – Bildbelieben. Konturen einer bildreflexiven Annäherung an Bilderfahrung.«
DO 16-18 Uhr
Online via Zoom
Anmeldung per Mail an:
lukas.sonnemann"AT"uni-hamburg.de